Händeschütteln oder doch lieber Verbeugen? Begrüßungsrituale können ganz schön kompliziert sein. Als Orientierungshilfe haben wir für Sie ein paar Beispiele für Begrüßungsrituale rund um die Welt zusammengesammelt. Für Globetrotter und Businessleute.
Genauso wie Tischmanieren und Trinkgeld-Geben können auch Begrüßungsrituale wahre Fettnäpfchen sein. Sie variieren stark von Region zu Region, sind zudem oft religiös oder spirituell geprägt und spiegeln die kulturell festgelegten Hierarchien zwischen Personen(gruppen) wider. Im schlimmsten Fall verletzen falsch ausgeführte und/oder falsch gedeutete Begrüßungsgesten die Etikette.
Deswegen kann alleine das Wissen, wie man in verschiedenen Ländern einander Hallo sagt, dabei helfen, das ein oder andere Fettnäpfchen zu überspringen. Hier finden Sie einige Beispiele aus aller Welt, die sowohl Globetrottern als auch Businessleuten eine Orientierung für die jeweiligen Begrüßungsrituale geben sollen.
So viel wird vorab verraten: Das Händeschütteln gilt in den meisten Teilen der Welt als übliches bzw. zumindest akzeptiertes Begrüßungsritual. Ausnahmen bilden die meisten asiatischen Länder. Aber lesen Sie selbst …
Begrüßungsrituale rund um den Globus
Westliche und westlich geprägte Gesellschaften
In Europa, Nord- und Südamerika sind Handschütteln (auch: Handschlag) oder der Händedruck gängige Begrüßungsrituale – sie werden zwischen Jung und Alt, Mann und Frau, Vorgesetzten und Mitarbeitern ausgeführt. Früher zeigte man dem Gegenüber so, dass man keine Waffe in der Hand verbarg und dem Gegenüber (zumindest augenscheinlich) freundlich gesinnt war.
Der Wangenkuss, auch als „Bussi links, Bussi rechts“ bekannt, kommt vor allem in Europa sowie Zentral- und Südamerika in zahlreichen Varianten vor. In Mitteleuropa werden Wangenküsse hauptsächlich zwischen Familienmitgliedern und Freunden ausgetauscht – in Portugal beispielsweise begrüßt man so auch Fremde (im privaten Rahmen). Die Anzahl der Küsse ist dabei je nach Land unterschiedlich. In Österreich ist ein Kuss auf jede Wange üblich, in der Schweiz und Frankreich sind es schon drei Küsse. In Belgien hingegen ist es nur einer und in Argentinien sind es sogar vier.
Russland
In Russland ist der Handschlag ein übliches Begrüßungsritual unter Männern. Frauen wird traditionellerweise nicht die Hand gegeben; stattdessen erfolgt die Begrüßung verbal und/oder mit einem Kopfnicken. Falls die Dame allerdings die Hand anbietet, ist dies das OK für einen Handschlag.
Indien
Obwohl das Händeschütteln in Indien nicht gänzlich unüblich ist, so ist das am meisten gesehene Begrüßungsritual das „Namasté“ (grob übersetzt: „Ich verbeuge mich vor dem Göttlichen in dir“). Dabei faltet man die Hände vor der Brust und verbeugt sich leicht. Meiner Erfahrung nach lässt sich dieser Gruß auch abwandeln, etwa wenn man nicht beide Hände frei hat. Dann ist es genug, bei der Verbeugung die rechte Hand auf die Brust zu legen.
Das Händeschütteln zur Begrüßung ist eher unter indischen Männern üblich. Männer und Frauen berühren sich traditionellerweise zur Begrüßung nicht.
Japan
Bildquelle: ©siro46/Fotolia.com
Auch in Japan verbeugt man sich zur Begrüßung. Dabei ist zu beachten, dass man in der japanischen Kultur einen Respektsabstand hält – man will sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu nahe treten. Auch direkter Blickkontakt sollte besser vermieden werden, da dies als unhöflich gilt.
Die Verbeugung wird ausgeführt, indem man den Oberkörper aus der Hüfte um 45 Grad nach vorne neigt. Die Verbeugung wird einige Sekunden lang gehalten, die Hände sind dabei nahe den Hüften bzw. den Oberschenkeln. Je tiefer man sich verbeugt, umso mehr Respekt drückt man aus.
Bietet Ihnen eine aus Japan stammende Person die Hand an, ist es in Ordnung, wenn Sie dies als Einladung zum Händeschütteln annehmen.
China
In internationalen Business-Kreisen ist der Handschlag mittlerweile üblich geworden. Wer als Tourist durch das Land reist, ist allerdings mit einer leichten Verbeugung besser beraten. So drücken Sie auf jeden Fall Respekt für Ihr Gegenüber aus.
Afrika
Das gängigste Begrüßungsritual am afrikanischen Kontinent ist ebenfalls der Handschlag. Dieser sollte fest sein und man sollte dem Gegenüber dabei in die Augen sehen. Aufgrund der großen kulturellen Diversität Afrikas jedoch lässt sich kaum eine Pauschalaussage treffen. Begrüßungsrituale in Ägypten können keinesfalls mit denen in Südafrika in einen Topf geworfen werden. In manchen Teilen Afrikas ist Körperkontakt zwischen Frauen und Männern unüblich.
In Nigeria beispielsweise legen Männer während des Händeschüttelns manchmal die linke Hand auf die Schulter ihres Gegenübers. Es gilt als höflich, sich beim Begrüßen Zeit zu lassen und sich im Zuge dessen gleich über das Wohlbefinden, die Familie etc. zu erkundigen.
Arabisch geprägte Länder
In arabisch geprägten Ländern ist bei der Begrüßung die Hierarchie zwischen den Personen zentral. Das gilt vor allem für die konservativen Golfstaaten. Zwischen Männern ist ein leichter (!) Händedruck mit Blickkontakt ein gängiges Begrüßungsritual. In einem Raum mit mehreren Personen werden zuerst der Gastgeber, dann der Älteste und dann alle anderen Personen begrüßt.
Frauen werden entweder nicht begrüßt oder nur sehr subtil. Ein Kopfnicken reicht als Begrüßung aus. Auch hier gilt: Als Mann warten Sie, bis Ihnen die Dame die Hand reicht, dann dürfen auch Sie ihr die Hand geben. Unter Frauen ist ein Handschlag aber durchaus in Ordnung.
3 Tipps, falls Sie doch in das Fettnäpfchen treten
1. Reden Sie darüber
Selbst Barack Obama ist schon mal ein Begrüßungs-Hoppala passiert: Bei einem Treffen mit dem damaligen chinesischen Präsidenten Hu Jintao verbeugte er sich, Hu Jintao hingegen reichte ihm die Hand. Sowohl Obama als auch Hu hatten sich an die Kultur des jeweils anderen angepasst. So eine Situation ist natürlich unangenehm und zudem kaum vermeidbar, denn man spricht sich vor dem Treffen wohl nur selten ab, wer sich an wessen Kultur anpasst. Sollte Ihnen also Ähnliches passieren, kann ich Ihnen nur raten, sich nicht in verlegenes Schweigen zu hüllen, sondern die Situation – sofern möglich – anzusprechen: „Ach ja, ihr gebt ja jedes Mal drei Küsse. Vergesse ich immer wieder.“
2. Abwarten
Auf Reisen oder internationalen Treffen kann es also leicht passieren, dass Sie unsicher sind, wie Sie Personen, die aus anderen Kulturen stammen, begrüßen sollen. Selbst, wenn man sich vorher ausreichend über kulturelle Besonderheiten informiert hat, sieht die Praxis oft anders aus. Schließlich hat ja auch jeder einzelne Mensch individuelle Begrüßungsgepflogenheiten. Ist man zu Gast in einer fremden Kultur, ist es also ratsam, abzuwarten, was das Gegenüber macht, und sich danach zu richten.
3. Lächeln
Falls die Situation, in der Sie sich befinden, aus verschiedenen Gründen unklar bleibt, dann haben Sie immer noch eine Möglichkeit: Lächeln Sie! Ein ehrliches, dezentes Lächeln ist zum Glück auf der ganzen Welt ein unmissverständliches Zeichen.
Wird die Begrüßung nicht von einem Lächeln begleitet, so ist sie sinnlos.
- Autor unbekannt
Kennen Sie das? Interkulturelle Missverständnisse in der Arbeitswelt? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!