Australien: A Land Down Under

Australien

Australien: Das Land down under überrascht immer wieder mit Lebensstil und Lebenseinstellungen. Aber lesen Sie selbst ...

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Bloggerin Justyna Enzi verbrachte im Winter 2014/15 einige Wochen am anderen Ende der Welt – in Australien. Mit offenen Augen und Ohren erlebte sie das Leben „down under“ und staunte nicht schlecht über Lebensstil und Lebenseinstellungen der dortigen Bewohner. Mit neuen Erkenntnissen kehrte sie nach Österreich zurück und bemüht sich seitdem darum, diese in ihren privaten und beruflichen Alltag zu integrieren.

Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Mark Twain, Abenteurer

Gedacht, getan – entweder man bucht und tut es einfach oder man findet viele gute Gründe, warum es gerade nicht passt. Außer einem Visum, das man ganz einfach online anmelden kann, braucht man für Australien eigentlich kaum Vorbereitung. Im Grunde könnte man auch einfach aus dem Flieger steigen und wochenlang in Sydney bleiben und es würde nicht langweilig werden. Es gibt unzählige Strände, jeder für sich wunderschön und einmalig. Es gibt eine große Auswahl an kulinarischen Verführungen, besonders die leichte asiatische Küche in all ihren Facetten ist sehr beliebt. Und allem voran – es gibt das endlos weite Meer direkt vor der Tür jeden Tag …

There are no Kangaroos in Austr(al)ia

Wenn nun jemand aus Austria nach Australia reist, sollte er sich quasi heimisch fühlen, denn es liegen, um genau zu sein, bloß zwei Buchstaben dazwischen: das A und das L – Austr-AL-ia. Die skurrilsten „Verwechslungen“ liegen nahe, denkt man als jemand aus Austria. In Australien erntet man eher Verwunderung, wenn man mit witzigen „No Kangaroos in Austria“-Kühlschrankmagneten daherkommt. Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich bereits am Flughafen in Sydney. Mein zehnjähriger Sohn hatte ein T-Shirt an mit eben solcher Aufschrift: No Kangaroos in Austria. Ein Zollbeamter starrte auf das T-Shirt und sagte dann reichlich verwirrt: „Where else are kangaroos when not in Australia?“ Ich musste schmunzeln und klärte ihn auf: „Austria, there are none in Austria – that is the joke.“ Immerhin lachte er danach herzlich und wünschte uns einen schönen Aufenthalt. Und ich dachte mir, vor allem nach weiteren Vorfällen dieser Art: Bei uns ist der Flughafen voll mit Krimkrams zu AustrALia, während hier scheinbar niemand Australien mit Austria assoziiert. Warum bloß?

Sydney is always a good idea

Das Erste, was mir in Sydney auffiel, war die luftig-lockere Kleidung. Jeans? Fehlanzeige! Flatternde Röcke, Leinenhosen, helle Blusen, T-Shirts … und am besten noch ein Surfboard unterm Arm. Ab 5 pm ist Happy-Hour auf den Straßen, Terrassen und Balkons. Schon bald stellte ich fest: Der australische Sommer ist einfach ganz anders als unser Sommer. Und ich vermute, es liegt am Meer. Denn der Lifestyle ist ein ganz anderer. Der Tag beginnt und endet am Strand. Frühmorgens wird am Strand gesurft, gejoggt, geturnt, geboxt, Beach-Volleyball gespielt oder mit dem Drill eines Personal Trainers gesportelt. Und nach der Arbeit trifft man sich wieder am Strand, entspannt, mit einem Drink in der einen und einem Lächeln in der anderen Hand. Die Stadt erwacht ein zweites Mal zum Leben und glänzt und glitzert in und um die Strandbars, aus denen relaxte Musik ertönt und wo jeder Berufsverkehr, Stau, Job, Familie, Haushalt, Doppelbelastung und Stress offenbar vergisst. Es spricht auch niemand davon, als ob es das hier nicht gäbe … Ich vermute, das lag an meinem persönlichen Holiday-Modus, anders kann ich mir dieses Easy-Going einfach nicht erklären.

Great Barrier Reef at its BEST

Erwartungsgemäß ist das Korallenriff vor der Nordostküste Australiens ein unglaubliches Wunderspektakel. Als Nicht-Taucher konnte ich nicht annähernd diese bunte Naturpracht so bewundern, wie ein Taucher es kann, und dennoch war ich überwältigt. Whale-Watching? Kein Problem! Wie nah soll es denn sein? Mir ist spätestens hier klar geworden, warum es die Australier gar nicht so in den Rest der Welt zieht. Wozu auch? Sie leben auf der Insel der Seligen, mit Surfboard, Drink, Lächeln UND Tauchausrüstung. Der typische Australier lebt scheinbar im Hier und Jetzt und ist glücklich damit. Mit meiner europäischen Attitüde, voll von Geschichte, Kultur, Hinterfragen und Ergründen, sah ich dem Treiben oftmals erstaunt zu und bin nach wie vor nicht sicher, ob ich auf Dauer diese scheinbare Perfektion „ertragen“ könnte.

Mount Kosciuszko – The Top of Australia

Ein (ent)spannendes Highlight war hingegen die Besteigung meines ersten der Seven Summits. Mit seinen 2,228 m ist der Mount Kosciuszko ein beschaulicher Wanderweg mit einer Vielfalt an Naturschönheiten. Gefühlt jeder Australier war schon mal oben, denn sie sind sehr stolz auf ihre „Berge“ und die Betuchteren von ihnen haben auch ein Feriendomizil in Thredbo, wo sie jährlich ihren Skilauf perfektionieren. Aber, nun ja, we are from Austria, daher war ich schnell oben, schnell unten, Selfie geknipst und abgehakt, aber natürlich habe ich ehrfürchtig von diesem Ausflug geschwärmt.

Marooooon: Once that red sand gets in your veins, it never leaves…

Das eigentliche Highlight Australiens ist für mich ohne jeglichen Zweifel der Nationalpark rund um den heiligen Felsen, den Uluru. Ich würde sogar behaupten, wenn man nach Australien fliegt, sollte ein Flug ins Outback fix eingeplant werden, denn erst dann versteht man annährend, what Australia is all about. Bevor ich dort ankam und spürte, worum es überhaupt geht, stand auf meiner To-do-Liste: talk to and take a picture with an Aborigine. Nun, ich habe weder mit einem gesprochen noch ein Bild mit einem gemacht. Stattdessen habe ich viel mehr mitgenommen, als mir annähernd klar war: Ich habe zugehört und gesehen. Und nicht das endlose Meer und der happy 24/7-Lifestyle und auch nicht die Kurzweil und die Erzählungen über die ersten Ankömmlinge, die bekanntlich Kriminelle aus dem Vereinigten Königreich waren, sind es, die mich wieder nach Australien ziehen, es ist das Maroon und der damit verbundene eigentliche Lifestyle Australiens – nämlich jener der Aborigines.

Im Gegensatz zu den Ureinwohnern Neuseelands, den Māori, die sich weniger einschüchtern ließen und deren Land vermutlich auch weniger unter Beschuss stand, sind die heute noch verbliebenen australischen Eingeborenen ein sehr eingeschüchtertes Volk. Der Drang der Einwanderer, sie zu „zivilisieren“, hat ihren Lebensstil nachhaltig zerstört, ihre Ernährung destabilisiert, ihnen den Zugang zu billigen Genussmitteln nähergebracht und ihre Lebenserwartung dadurch drastisch verkürzt. Dabei ist es genau diese ursprüngliche Lebensweise, die wir, die „zivilisierten“ Erdenbürger, bräuchten – im Einklang mit der Natur und vor allem mit sich selbst leben können. Wir haben das verlernt und es ist fraglich, ob unser „zivilisierter“ Lebenswandel uns langfristig das Glück und die Zufriedenheit bringt, die wir so ehrgeizig anstreben. Dabei ist es gar nicht schwer – es geht eigentlich nur darum, das zu tun, was uns guttut, ohne dabei uns selbst oder den Nächsten in Gefahr zu bringen. Die Aborigines brauchen dafür kein Papier. Sie reden miteinander. Sie geben ihre Werte und Geschichte persönlich an ihre Nachkommen weiter. It’s all about the passion for the family, community, culture, land and rules.

Twenty-Four hours / Seven days – back IRL

Back in good old Europe und back im Alltag, inklusive realen Berufsverkehr, Stau, Job, Familie, Haushalt, Doppelbelastung und Stress, kommt die globale Vernetzung wieder auf die gewohnt sachliche, geschäftliche Ebene. Die viel zitierte Globalisierung im Beruf und der damit verbundene 24/7-Alltag, sprich: höher, schneller, weiter und alles sofort verfügbar, das sollte doch eigentlich reichen, um die Grenzen zwischen ICH und DU verschwimmen zu lassen und ein WIR in den Vordergrund zu stellen. Aber nein, es sind die Reisen, die uns über den Horizont blicken lassen. Und zwar jene Reisen, auf die man sich einlässt und dabei aufsaugt, was man kann, ohne Forderungen und Bedingungen zu stellen. Denn aus meiner beruflichen Erfahrung mit Kollegen, die geschäftlich viel reisen, weiß ich, dass es gar nicht darum geht, wie viel man „herumkommt“, sondern vielmehr darum, AWARENESS zu haben: sich dessen bewusst sein, dass es links, rechts, oben, unten, genau genommen „rundumadum“ andere Menschen, andere Bräuche, andere Sitten, andere Tagesabläufe, andere Geschäftsbeziehungen, ja, kurzum eine Vielfalt von Andersartigkeit gibt. Und das ist auch gut so – denn genau DAS macht uns am Ende des Tages klar, dass wir tatsächlich ein WIR sind. Und das ist nicht zuletzt der Grund dafür, warum interkulturelle Kommunikation nicht nur wichtig ist, sondern das A und L, ähm: O, jeder Geschäftsbeziehung …

Don`t worry about the world ending today, it`s already tomorrow in Australia.

Charles M. Schulz, Erfinder der “Peanuts”

Justyna Enzi

Über die Autorin

Justyna Enzi ist Trainerin im bildungsraum und schreibt regelmäßig Blogartikel und Texte zu ihren Kernthemen. Sie hat zwei Wirtschaftsstudien abgeschlossen und lebt auf Grund ihrer Beschäftigung in einem internationale Unternehmen seit vielen Jahren mitten im interkulturellen Miteinander.


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Bildquelle: Beitragsbilder ©JustynaEnzi

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