Ich setzte mich an meinen Computer, recherchierte … und fand noch eine Menge anderer Redensarten, über deren Ursprung ich mir noch nie zuvor Gedanken gemacht hatte. Eigentlich ein spannendes Thema, dachte ich, und fast wie von selbst entstand dieser Artikel, der vielleicht auch für Sie einige nie hinterfragte Rätsel löst.
Natürlich kennen und verwenden wir alle tagtäglich Redewendungen, um eine Sache ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen. Aber das Wissen um die ursprüngliche Bedeutung und die Herkunft schwindet allmählich. Es fällt in der Regel nicht einmal auf, dass die Wortkombinationen an sich überhaupt keinen Sinn ergeben, zumindest nicht in der heutigen Zeit. Doch all diese Formulierungen sind nicht aus dem Nichts entstanden, sondern waren Wirklichkeit für unsere Vorfahren und spiegeln in gewisser Weise unser kulturelles Erbe und den Reichtum unserer Sprache wider.
Ein paar Beispiele habe ich hier für Sie herausgesucht:
Mit jemandem durch dick und dünn gehen
Natürlich wissen Sie, was diese Redewendung bedeutet, nämlich einem Freund/einer Freundin in allen Lebenslagen zur Seite stehen, gemeinsam gute und schlechte Zeiten erleben.
Aber woher kommt diese Redewendung? Falls Sie nun denken, sie beziehe sich auf gemeinsame Diäten und Ernährungsumstellungen, irren Sie. Tatsächlich stammt sie aus einer Zeit, in der das Körpergewicht nicht täglich Thema war. „Dick“ bedeutet hier „dicht“ und die Redewendung besagt eigentlich: „mit jemandem durch dicht und dünn bewaldetes Gebiet gehen“. Die Begleitung durch ein unwegsames Gebiet war früher ein wahrer Freundschaftsbeweis, da gerade hinter den Bäumen gefährliche Strauchdiebe warteten.
Übrigens lautet auch die entsprechende Redewendung im Englischen „through thick and thin“.
Den Vogel abschießen
Diese Redewendung finde ich besonders spannend, weil sie sowohl positiv (erfolgreich sein, Begeisterung auslösen) als auch negativ (erfolglos sein, Unmut erregen) ausgelegt werden kann.
Der Brauch des Vogelschießens stammt aus dem Mittelalter. Damals mussten Männer das Schießen üben, um ihre Stadt zu verteidigen. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Brauch auf Kinder übertragen, deren Aufgabe es war, einen aus mehreren Teilen bestehenden hölzernen Vogel mit Pfeil und Bogen von einer Stange herunterzuschießen. Das Kind, dem es gelang, den letzten Teil des Vogels abzuschießen, wurde Schützenkönig. Er schoss buchstäblich den Vogel ab.
Angeblich ist dieser Brauch in manchen Teilen Deutschlands (auch Österreichs?) noch heute verbreitet.
Etwas auf dem Kasten haben
Jemand, der etwas auf dem Kasten hat, ist klug und gebildet. Was hat das aber nun mit einem Kasten zu tun? Bei meiner Recherche hab ich mir einen Spaß daraus gemacht, mir zunächst mögliche Erklärungen und Herleitungen zu überlegen und erst danach die tatsächliche Herkunft nachzulesen. Bei dieser Redewendung bin ich zugegebenermaßen kläglich gescheitert. Tatsächlich ist der Ursprung dieser Formulierung umstritten, aber eine einleuchtende Erklärung wäre die folgende: Kinder besaßen früher keine Schultaschen, sondern Tornister aus Holz. Auf dessen Rückseite befand sich eine Tontafel, die in der Schule beschrieben wurde. Am Ende des Schultages waren die Kinder ein wenig klüger und hatten „etwas auf dem Kasten“.
Jemandem den Kopf waschen
… heißt natürlich „jemandem seine Meinung sagen, jemanden scharf zurechtweisen“.
Auch der Ursprung dieser Redensart ist negativ behaftet und führt uns wieder ins Mittelalter. Damals wuschen sogenannte Bader in der Badestube den Menschen die Haare und gingen dabei recht grob ans Werk. Der Kopf wurde zunächst eingeseift und im Anschluss wurde Kleie in die Kopfhaut gerieben. Dadurch wurde die Kopfwäsche zur unangenehmen Tortur. Die Erinnerung daran lebt dank dieser Redewendung bis heute.
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